Erstes Retreat der "Jungen Buddhisten" in Deutschland
Auch junge Menschen praktizieren den Dharma. Manchen von ihnen wurde dabei bewusst, dass ihre konkreten Lebensumstände, die Fragen, mit denen sie sich herumschlagen, sich in mancher Hinsicht von denen älterer Buddhisten unterscheiden. Darum bilden sich seit einigen Jahren immer öfter Gruppen junger Triratna-Buddhisten, die sich selbst-organisiert treffen - zum Austausch, zum Kennenlernen und zu gemeinsamer Praxis. Die meisten größeren Triratna-Zentren haben heute solche "Young People"-Gruppen (siehe z.B. am Buddhistischen Zentrum Essen)
In Deutschland fand nun zum ersten Mal ein Wochenend-Retreat für unseren jungen Sangha statt. Katja berichtet mit viel Enthusiasmus:
"Ich hatte im Februar die unglaublich schöne und spannende Gelegenheit, am ersten Wochenend-Retreat der jungen Buddhisten (in Deutschland) in Vimaladhatu teilzunehmen und möchte heute ein wenig davon berichten, was diese Begegnung mit mir gemacht hat und welche Eindrücke ich hatte.
Ich hatte 2011 schon die Gelegenheit, in Birmingham bei einem Young Buddhist Weekend dabei sein zu können und war damals schon hin und weg von der Energie, der Lebendigkeit und dem „Selbstverständnis“ der Young Buddhists in UK. Selbstverständnis nicht im Sinne einer Absonderung vom eigentlichen Sangha, sondern viel mehr als ein engagierter und elementarer Teil und Stütze der Triratna- Bewegung. Mit dieser Begegnung im Kopf war ich erwartungsfrei aber hoffnungsvoll und gespannt auf unser Wochenende in Vimaladhatu.
Nach einigen Mails und Chats via Facebook, übrigens ein wichtiges Kommunikationsmittel der Young Buddhists, konnte ich 3 meiner Freunde aus England, die ich im letzten Jahr kennenlernen durfte und denen ich mich mittlerweile noch mehr verbunden fühle, dafür gewinnen, an unserem Retreat teilzunehmen. So machten sich Mat, Matthew und Ivan am frühen Freitagmorgen auf dem Weg von London nach Düsseldorf (Weeze). Transfer und die „Reiseführung“ bei unserer Reise 190 km durchs Ruhrgebiet und das Sauerland hatte ich übernommen und bei einem Zwischenstopp in unserem Essener Zentrum, bei dem die drei Freunde unglaublich begeistert waren von der freundlichen Atmosphäre, den Räumlichkeiten und vor allem von unserem oberen Schreinraum, wurde noch lecker gekocht (Danke nochmals an Lalitaratna für die spontane Pasta-Soßen-Spende) und in Kolonne mit Aryabandhu und Alokavira starteten wir anschließend gen Vimaladhatu.
Nach und nach trafen 24 großartige junge Menschen ein, Gespräche begannen und schon da spürte ich unglaubliche Energie und neugierige Freude auf unsere gemeinsame Zeit. Im Laufe des Wochenendes gab es neben den Meditationen zwei ganz wundervolle Vorträge von Aryabandhu und Alokavira zum Thema „Spirituelle Freundschaft“, es fanden Gruppengespräche statt, einige von uns brachen zum fast klassischen Vimaladhatu- Nachmittagsspaziergang auf und zwischendurch wurde gechilled, massiert, gelacht, gesungen, tiefe Gespräche geführt und jeder brachte sich auf seine Art und Weise ein.
Immer wieder, teils staunend, wurde von allen Teilnehmern die Leichtigkeit erwähnt, die im Haus schwebte, ohne dass das Retreat an Ernsthaftigkeit und Tiefe verlor. Die wunderbar bunte Mischung aus Menschen mit unterschiedlichem Wissens-/Erfahrungsstand, also von Meditationsanfängern über Mitras bis hin zu denen, die um Ordination gebeten haben, wirkte dabei unglaublich lebendig und inspirierend auf mich.
Und über Allem schwebte in einer ganz feinen und leichten Weise eine Art Zauber und Magie des „ersten Mals“:
Für einige bedeutete dieses Wochenende, das erste Mal zu meditieren.
Andere gaben die erste Unterweisung in Meditation.
Einige erlebten ihre erste Puja.
Wiederum andere waren das erste Mal auf einem Retreat außerhalb von England.
Zwei Teilnehmer von außerhalb, ohne „eigenen“ Sangha, hatten den ersten Kontakt zu einem bestehenden Sangha der Triratna- Bewegung.
Sicher gab es noch mehr von diesen „ersten“ Momenten. Ich erinnere mich an einen Moment in der Vorstellungsrunde, in dem Arybandhu noch einmal betonte, dass es das erste deutsche Retreat der jungen Buddhisten ist und einige von uns ganz spontan klatschten und „Yeahh-Rufe“ ertönten.
Dass dieses erste Retreat dann auch direkt eine internationale Färbung (Mexiko, Venezuela, England) bekam, war ein echtes Geschenk und gab dem Wochenende eine Idee, wie groß und global unsere Bewegung eigentlich ist. Diese Verbundenheit, auch über Sprachbarrieren hinweg, die sich sehr schnell als keine echten Barrieren entpuppten, sondern vielmehr eine Möglichkeit boten, sich auf anderem Weg zu begegnen und sich bspw. in Geduld beim Zuhören, der Wahl der Worte etc. zu üben, war und ist für mich sehr bewegend. Ich möchte an dieser Stelle Matthew wiedergeben, dem es ein Herzensanliegen war, zu diesem Anlass nach Deutschland zu kommen. Er sagte, dass es in der Vergangenheit immer schön und bereichernd gewesen sei, dass viele Menschen zu Veranstaltungen nach England kamen, sodass er das tiefe Bedürfnis gespürt habe, diese Wertschätzung zurückzugeben.
Sicher war die gemeinsame Puja mit der Rezitation der 5 Vorsätze in Pali, Deutsch, Englisch und Spanisch auch ein sehr besonderer und intensiver Augenblick an diesem Wochenende, in dem viel Harmonie, Energie und Verbundenheit zu spüren war. Zum Abschied versammelten wir uns alle um den Stupa, um dort mit der Abgabe der Verdienste das Wochenende zu beenden. Und genau hier erlebte ich meinen ganz persönlichen „magischen ersten Augenblick“, den ich gern mit Euch teilen möchte: Ich spürte auf eine sehr bewegende Art und Weise, was ich da rezitierte: den Wunsch, all das, was ich an diesem Wochenende durch mein Dasein, mein Zutun mitgeschaffen hatte, von ganzem Herzen (und bitte ganz schnell) wieder abzugeben. Auf dass ich damit zum Wohle aller wirke und meinen Teil dazu beitrage, Anderen gute Bedingungen zu schaffen, in denen Wachstum, Mitgefühl, Freundschaft und Liebe entstehen und wirken kann.
Auch wenn der Abschied offensichtlich allen von uns sehr schwer fiel und Facebook vor lauter euphorischen Statusmeldungen und Foto-Uploads kurzfristig zusammenzubrechen schien, das große internationale Retreat in Taraloka, im Juni dieses Jahres, naht!!! Um nun zum Abschluss zu kommen: Ich bin mir sehr sicher, dass jeder für sich und alle zusammen etwas ganz Wichtiges gespürt und auch gezeigt haben: Die (deutsche) Triratna-Bewegung hat ihren jungen Sangha. Lasst uns wachsen und ihn am Leben erhalten! Ich hoffe, dass diejenigen von Euch, die an unserem Wochenende teilgenommen haben, mit meinem Bericht "zufrieden" sind und sich richtig wiedergegeben fühlen. Und für all die, die nicht dabei sein konnten und/oder noch nicht wissen, ob die „Jungen Buddhisten“ etwas für ihn/sie sind: traut Euch, riskiert etwas, fühlt Euch eingeladen!
(Spirituelle) Freundschaft ist kein Zustand, sondern etwas, was wir tun. Er ist Handlung, entsteht in jedem Augenblick neu. (sinngemäße Wiedergabe aus dem Vortrag von Aryabandhu)"